„Das Pferd dem überlassen, der es braucht, die Kuh nützen, solange sie an diesem Ort stimmt, sich auf die Gans freuen, weil sie eines Tages dienlicher ist, als das Schwein, den echten Kerl im solide gelernten Handwerk wissen und dadurch niemals das Ich eintauschen, weder gegen Gold noch einen Wetzstein. Mit sich selbst Nach-Hause-Gehen, das ist wirkliche Freiheit.“



Inhalt:



Ludwig Mülleder und Hans Hammerschmid gründen 1995 die Maschinenbau Firma Hammerschmid, fünfzehn Jahre später entwickeln fünfunddreißig Elektrotechniker, Softwareingeneure, Konstrukteure, Werkzeugmacher, Dreher, Fräser, Mechatroniker und Assistentinnen in diesem Betrieb High-Tech-Anlagen. Grundlage jeder Tätigkeit ist Verantwortung für das Ganze, die aus der gewissenhaften Frage herrührt: „Was tut uns gut?“ Ein Film über die Entstehung nachhaltiger Innovationen und die große Autarkie durch ein präzise gelerntes Handwerk Wert-Volles zu erschaffen.


Regiestatement:



Der Legende nach schickt der Meister die Jünglinge auf den Berg, wo sie eine Stätte finden werden, die sie unterweisen wird. Allein ziehen sie aus, kommen zu einer Gabelung und erkennen: Der Meister hat ihnen nicht alles gesagt. Noch von nichts belehrt, müssen sie schon entscheiden. Sie wählen, zerreißen die bisher einspurige Bahn und kommen zu einer Höhle. Begierig treten sie ein, sie erfahren ihre Geheimnisse. Große Neugier und Ungeduld treibt sie an, auf Grund des Wissens um den anderen Weg. Sobald sie die Höhle erkannt haben, machen sie sich auf zur Weggabelung. Begierig steigen sie den neuen Weg hinauf und erreichen eine weitere Höhle. Was sich ihnen dort bietet ist durchgängig verschieden zur ersten Wahl, doch es fügt sich wie Luft in die Brust. Jede Erfahrung aus der ersten Höhle ist eine Treppe zu jeder Anforderung in der zweiten Höhle. Noch rascher und genauer erkunden sie die neue Welt. Der Legende nach schickt der Meister die Jünglinge auf den Berg im Wissen um beide Höhlen. In der einen Höhle befindet sich die komplexe Gliederung der geselligen Beziehungen. In der anderen Höhle finden die Jünglinge die Mechanik der Welt. Gleichgültig welche Stätte sie zuerst betreten, sie steht in komplementärer Beziehung zur anderen. Als reife Männer kehren sie zurück. Sie begrüßen den Meister nicht und der Meister erwartet keinen Dank. Die Männer werden ihre heranwachsenden Jünglinge auf den Berg schicken.

Seit drei Jahren versuche ich auseinanderzuhalten, ob der Fokus der Firma Hammerschmid auf der Entwicklung von High-Tech-Anlagen beruht oder der Reifung von jungen Menschen. Im Oktober 2011 rief mich Hans Hammerschmid an, er möchte die Herstellung eines neuen Produkts filmisch festhalten, der „Biiista“, ein Elektromotorrad ist mehr als eine Innovation, es geht um die unzähligen Gedanken und Gespräche, die diese Produktion in der Firma auslöst. Nach zwei Wochen Drehzeit war mir klar: Ich befinde mich hier in einer praktizierenden Vaterkultur, die davon ausgeht: Was wird gebraucht? Alles, was nicht Verwendung hat, wird eingetauscht, zu Gunsten der Lösung des nächsten Moments.

Eine starke Erinnerung wurde in mir wach: Auf diese Weise haben wir womöglich einmal zusammen gelebt. Märchen fielen mir ein, Legenden, Abenteuer, Irrfahrten und Überlieferungen. Ich wurde sehr sehnsüchtig. Diese Inhalte liefern sehr starke Kontraste zu Konkurrenzangst, Gewinnstreben, Umsatzsteigerung und Dividendenzahlungen.