Alfred Haberpointner:
Ich habe mir früher im Studium gedacht, das Gestalten sollte nur vom Denken her beeinflusst sein und kommen. So habe ich auch gehandelt. Ich habe versucht meine Gestaltung nur vom Denken her zu beeinflussen. Als Reaktion darauf ist es dann so gewesen: Es wurde mir zu viel. Es gab eine Gegenreaktion. Wir wollen eigentlich nur die reine Emotion und zwar naiver als Kinder. Später ist es mir klar geworden, dass der Mensch aus Denken und aus Gefühl besteht und dass es auch kurz oder langfristig nicht möglich ist einen Aspekt völlig abzustellen, zu verneinen oder zu negieren.
Warum setze ich diesen oder jenen Schritt, mit dieser oder jener Materie?
Das ist ein Unterschied, wenn ich hergehe und sage: Das mache ich jetzt, weil es mir gefällt und ohne es hinterfragen zu wollen, oder dass man hergeht und sagt: Ich setze jetzt diesen oder jenen Schritt und fragt dann nicht eine Frage, sondern viele Fragen: Warum? Und das Mühsame ist natürlich: Diese Frage: Warum?
Sobald diese Frage angesprochen ist, wird es kompliziert! Und es kommen all diese Fragen dazu, von der Philosophie, von der Psychologie – all diese Fragen, wo man sagen muss: Da gibt es möglicherweise keine letztgültige Antwort!
Ich glaube, dass die Beschäftigung mit der Kunst immer mit Suchen zu tun hat. Aber kaum hat man halbwegs festen Boden unter den Füßen, springt man gleich in die nächste Pfütze rein. Das ist natürlich schon mühsam, weil man ständig unterwegs ist und sich auch gewissermaßen aussetzt – sobald man halbwegs sicheren Boden unter den Füßen hätte!
Das heißt, der Mensch setzt sich, nicht apriori freiwillig den Naturgewalten aus, oder anderen Einflüssen, sozialen Isolierungen oder dergleichen, obwohl der Mensch an und für sich Schutz sucht und auch Schutz suchen muss, wenn es ums Leben oder auch ums Überleben geht. Und: Sich immer wieder auszusetzen und das absichtlich oder gezielt oder bewusst, das ist schon eine gezielte Entscheidung!